Die Kassette (Leineneinband orange) enthält neun original Radierungen, ein Deckblatt und ein Impressum.

Anlass der Veröffentlichung der Edition „radierungen eins“ ist die Entstehung des Ateliers für Radierung Leipzig in der Leipziger Baumwollspinnerei. Dieser Anlass soll gefeiert werden, denn die Initiative beschreibt das Ergebnis einer wechselseitigen Entwicklung: durch die unterschiedlichen Pionierleistungen und künstlerischen Postulate der in „radierungen eins“ vertretenen KünstlerInnen, wurde der Standort der Leipziger Baumwollspinnerei überhaupt erstmal regional, überregional und international bekannt, und durch die Etablierung der Spinnerei als ein Ort der Produktion und Vermittlung von internationaler zeitgenössischer Kunst, ist es in der Folge den hier ansässigen oder den, in den hier ansässigen Galerien vertretenen KünstlerInnen, weiterhin möglich, ihr jeweiliges Werk auszubauen und „in die Tiefe gehend“ zu konsolidieren.

„In die Tiefe gehen“
Vlado Ondrej, bildender Künstler und künstlerischer Leiter des Ateliers für Radierung Leipzig, hat sich vorgenommen, präzise mit den Mitteln des Tiefdrucks, künstlerisch in die Tiefe zu gehen und seine Erfahrung und Begeisterung im Umgang mit den mannigfaltigen Möglichkeiten der Radierung an seine Zeitgenossenschaft weiterzugeben. Denn das Medium hat ihren Ursprung als elementare Zeichnung und mechanische Spur in der Tiefe des Materials – historisch gesehen, zuerst als irreversible Markierung und Verzierung im Metall von Waffen. Durch das Einreiben von Farbe in die gezeichneten Vertiefungen in der Platte, kommt diese durch den Druck als erhabene Zeichnung aus der Tiefe ans Licht.

„Inspirierte Offensive“
Das Atelier für Radierung Leipzig sieht seine Chance darin, entgegen den sich ausbreitenden Tendenzen zum Beispiel an Kunsthochschulen, im Namen neuer medialen Möglichkeiten ihre „alten“ Grafikwerkstätten, wenn nicht gleich zu liquidieren, dann zumindest in ihrer Relevanz zu mindern. Jedoch ist es Vlado Ondrejs erklärtes Ziel nicht, die Radierung als technisches Medium auf eine Lobesmantra-ähnliche Wiederholung des Immer-Gleichen hin zu zelebrieren und zu fetischisieren: Es geht schlicht um das Schaffen unabhängiger, zeitgenössischer Kunst in einem, das Experiment fordernde und fördernde, professionellen Ambiente.

Die von „radierungen eins“ umfassten Blätter nehmen alle auf die Themen und inhaltlichen Untersuchungen der übrigen Arbeiten der KünstlerInnen sichtlich Bezug, beziehungsweise entspringen dieser visionären Quellen. Jedoch ermöglicht hier die relative Härte und grafische Klarheit jenseits von Farbspektren vielleicht einen mehr analytischen Einblick in die Wesenszüge und den jeweiligen intellektuellen Subtext jeder individuellen Handschrift. Auf diese doppelte Erkenntnis hin bewegt sich das gesamte Projekt.

Danke Vlado und viel Glück!

Oliver Kossack